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Beitrag vom 24.02.2011
Julia Stone - The Memory Machine
Kristina Auer
Julia Stone macht leise, zerbrechlich wirkende Musik mit einem Hang zum Düsteren. Ihre Lieder verschreiben sich dabei aber nie endgültig der Melancholie, oft durchbricht ganz überraschend ein...
...Sonnenstrahl in Form einer süßen Klavier- oder Trompetenmelodie die traurigen Songs.
Die Australierin ist eigentlich eine Hälfte des Geschwister-Duos "Angus & Julia Stone". Bekannt geworden durch Auftritte bei "Open Mike"-Veranstaltungen in den Bars von Sydney, veröffentlichten die beiden im Jahr 2006 ihr Debütalbum "A Book Like This", womit sie zunächst in ihrer Heimat und danach auch in England und dem Rest der Welt die Anerkennung einer soliden Fangemeinde gewinnen konnten. Ihre darauffolgenden Alben "Down The Way" und "Memory Of An Old Friend", die von einer umfangreichen Welttournee begleitet wurden, erschienen beide im Jahr 2010
Nun geht die vielseitig begabte Julia Stone mit "The Memory Machine" erstmals Solowege. Für ihr Album schrieb sie nicht nur alle Lieder selbst und spielte Gesang und Gitarre ein, sondern nahm mit Klavier, Bass, Ukulele und Perkussion auch den Großteil der restlichen musikalischen Begleitung in die Hand.
Schon bei den ersten Tönen des Aufmachers "This Love" ist klar, dass es sich hier um ein Meisterwerk handelt. Die minimalistische Gitarrenmelodie, die von einem weichen Schlagzeug begleitet wird, entfaltet sofort den unbezwingbaren Sog, der Stones Musik so eigen ist. "My Baby", eine mächtige und doch zarte Ballade, besitzt dagegen die Qualitäten einer großen Serenade der 50er Jahre im Stil der genialen "Unchained Melody" von Alex North, und kommt dennoch ohne hochtrabenden Pathos oder herzzerreißendes Gejaule aus. Das ebenso großartige "Winter On The Weekend" wiederum beginnt mit dem wunderbar betrübten Klavier, bevor es sich mit Hilfe der Trompete zu einer Art Trauermarsch aufschwingt. Doch "The Memory Machine" bietet nicht nur Traurigkeit und Melancholie. Da sind auch beschwingtere und fröhlichere Nummern wie das unbekümmerte "Catastrophe".
Fast jeder von Julia Stones Songs beginnt reduziert und leise, kommt langsam ins Rollen, indem nach und nach weitere Instrumente einsetzen und erblüht schließlich in einer rührenden Melodie zu voller Pracht. Dabei verfällt "The Memory Machine" niemals in Eintönigkeit, zumal die Stücke immer ein ganz eigenes Gefühl und eine eigene Klangwelt beherbergen.
Durch die zurückgehaltenen Arrangements wird Jones charakteristische Stimme, die sich trotz aller Sanftheit einige Abgründe bewahrt, zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Musik. Stones Gesang führt die Begleitinstrumente sicher durch die Lieder, ihre eigenwilligen Betonungen und ihr leicht kratzendes Timbre lassen dabei an Ausnahmesängerinnen wie Björk denken.
AVIVA-Tipp: Es mag vielleicht noch zu früh sein, um "The Memory Machine" als eine der besten Platten des Jahres 2011 zu bezeichnen. Trotzdem ist die Feststellung keineswegs übertrieben, dass man/frau nur selten in den Genuss eines Albums kommt, das der Perfektion, sei es in Arrangements und Gesang oder im Songwriting, so nahe kommt.
Weitere Infos finden Sie unter:
www.angusandjuliastone.com
Julia Stone
The Memory Machine
Label: Flock Music / PIAS, VÖ 25.02.2011
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(Quelle: Flock Music / PIAS)